Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung |
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Tagesordnungspunkt: | 7.1. Delegierte*r Diversitätsrat der GRÜNEN |
Antragsteller*in: | Vivien Hoppe |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 03.05.2023, 12:54 |
B2: Vivien Hoppe
Selbstvorstellung
Was ist Diversität eigentlich und warum ist Diversität so wichtig?
Diversität könnte man auch Vielfalt nennen, Diversität bedeutet die Verschiedenheit von allen Menschen anzuerkennen und wertzuschätzen – denn Menschen sind nicht alle gleich aber gleich viel wert! Woran denken wir, wenn wir Diversität oder Vielfalt hören? Vielleicht an queere Menschen, Personen mit einem Migrationshintergrund, People of Color, Personen, welche einen anderen Glauben, als das Christentum leben oder Menschen mit einer Behinderung. Mir, als angehender Sozialarbeiterin, fallen immer die Gruppen ein, die mir in meiner Arbeit begegnen, die die vielleicht nicht in allen Aspekten an einem Sozialen und Gesellschaftlichen Miteinander Teilhaben können oder Personengruppen, welche Diskriminierung erfahren. Wenn wir aber in die genauere Betrachtung von Diversität gehen, dann sind alle gemeint. Menschen mit und ohne Behinderung, reiche und arme Menschen, Arbeiter:innen und Multimillionär:innen, hetero-endo-cis Personen und queere Menschen– denn nur diese bunte Vielfalt an allen Menschen auf der Welt, das ist Vielfalt, das ist Diversität.
Leider funktioniert dieses bunte, vielfältige Leben nicht überall in gleichem Maße. Ich lebe in Braunschweig, einer Stadt mit einer breiten Präsenz von rechter Hetze und Faschos, dort fühlt es sich manchmal so an, als wäre die Vielfalt eingeschränkt. Ich traue mich nicht überall meine Freundin zu küssen, ich sorge mich um Freund:innen von mir, welche einen Migrationshintergrund haben und meide, gerade in der Dunkelheit, einige Ecken der Stadt. Während also Menschen von anderen Bürger:innen einer Stadt eingeschüchtert sind, passiert in der Politik nichts. Als der Faschist Pierre Bauer, der Partei „Die Rechte KV Braunschweig/Hildesheim“ 2021 als Bürgermeister kandidieren wollte, wurde dies zwar nach einer langen Sitzung vom Wahlausschuss abgelehnt, aber dennoch empfahl die Stadtverwaltung im Vorhinein ihn doch zur Wahl zuzulassen. Bauer ist mehrfach vorgestraft wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung, sowie Bedrohung außerdem wahr er deutschland- und teilweise europaweit in der Presse als im August 2018 in Chemnitz ein Mann tödlich und zwei weitere von mehreren Rechtsextremen schwer verletzt wurden. Dies ist nur ein Beispiel wie die Diversität und damit auch die Demokratie in Deutschland gefährdet werden und die Politik nicht genug eingreift.
Strukturen sind keine starren Konstrukte!
Strukturen können nur geändert werden, wenn bei denen, die die Strukturen schaffen auch ein Umdenken geschieht. Und wer schafft diese Strukturen? Verwaltungen, Gesetze und Gesetzgeber:innen, also Politiker:innen und Parteien. Nur, wenn auch in unserer Partei weitergedacht wird, sich Ansichten weiterentwickeln, nur dann können sich Strukturen ändern. Seit langem gibt es bei der Grünen Jugend ein Awareness-Team, seit der letzten Landesdeligiertenkonferenz gibt es bei den Grünen Niedersachsen nun auch eins – wir waren Vorreiter:innen und konnten so Strukturen ändern! Und genau das ist auch mein Ziel im Diversitätsrat, zeigen was anders gemacht werden kann und meine Strukturen im Kopf und die anderer nach vorne bringen – für eine diversere Politik beziehungsweise eine Politik, die auch alle Menschen miteinschließt und mitdenkt!
Dass alte Strukturen in unserer Partei immer noch bestehen und einige noch nicht weiter- oder umgedacht haben, habe ich in meiner Zeit im Kreisvorstand der Grünen Wolfenbüttel erleben dürfen. Wenn die Notwendigkeit von gendergerechter Sprache in Pressemitteilungen nicht gesehen wird, obwohl es dazu sogar einen BDK-Beschluss gibt, der dies vorsieht, und nicht auf die Mehr-Bedarfe anderer eingegangen wird, dann stimmt mich das traurig und wütend. Eigentlich sollen doch die Grünen die Partei für Verständnis und Vielfalt sein, leider durfte ich das nicht immer erleben. Ich sei nur „die Quoten-Lesbe“ war nur eins der Dinge, die ich erlebt habe, ich habe es weg gelächelt und mich innerlich geärgert und trotzdem gehofft, dass es „ja nicht so gemeint“ war, denn bei den Grünen passiert sowas nicht. Im Nachhinein bereue ich, dass ich nicht gleich etwas dagegen gesagt habe, dass ich nicht da schon gesagt habe, dass solche Bemerkungen und solch ein Verhalten erstens inakzeptabel seien und zweitens nicht zum Konsens der Partei passen. Ich möchte mich im Diversitätsrat gerne dafür einsetzen, dass das innerparteiliche Verständnis für Diversität wachsen kann.
Ich im Diversitätsrat?
Wenn ich jetzt gefragt werden würde, welche Themen ich in den Diversitätsrat einbringen könnte, wäre meine erste Antwort: Queer-Feminismus. Wenn ich weiter darüber nachdenke und es etwas länger formuliere, dann etwa so: Mir liegen queere Themen sehr am Herzen, einmal aus meinen eigenen Erfahrungen heraus und einmal da ich, nach dem Studium, ab Sommer, in der queeren Jugendberatung arbeiten werde und dort hautnah die Bedürfnisse der jungen queeren Menschen erleben darf. Ein weiteres Thema was mich sehr bewegt, ist das Thema Gewalt, häusliche Gewalt und Gewaltschutz. Ich habe fast mein gesamtes Studium in einem Frauenschutzhaus gearbeitet und so häufig das Unverständnis von Behörden erlebt, die strukturelle Diskriminierung, die von Gewalt betroffene Frauen noch zusätzlich erleben mussten und habe mir vorgenommen, so etwas nicht mehr hinzunehmen. Eine Polizeidienststelle in einer Großstadt kann, vielleicht, noch etwas mit dem Thema häusliche Gewalt und Gewaltschutzgesetz anfangen, bei einer Wache auf einem Dorf oder in einer Kleinstadt hört es häufig auf. Politik muss Prävention schaffen, muss entstigmatisieren und damit auch in der eigenen Partei anfangen. Des Weiteren konnte mir, im Rahmen meiner Bachelorforschung, weder das Grün-geführte Bundesfamilienministerium noch irgendeine andere Stelle des Bundes oder der Länder, eine konkrete Antwort geben, wie aktuell und in Zukunft der Umgang mit nicht-binären, inter* oder trans* Personen in Gewaltschutzräumen aussehen soll, es fehlt an Aufklärung und weiterdenken innerhalb von Strukturen.
Dies sind nur kleine Einblicke in meine Gedanken zu Diversität und warum ich als Delegierte der Grünen Jugend Niedersachsen in den Diversitätsrat möchte! Über eure Unterstützung und eure Stimme auf der LMV würde ich mich sehr freuen!
Vivien (sie/ihr)
Zu mir:
- Ich studiere im 6. Semester Soziale Arbeit an der Ostfalia Hochschule Wolfenbüttel/Braunschweig und schreibe aktuell meine Bachelorarbeit zum Thema: „Häusliche Gewalt in queeren Beziehungen – (k)ein Thema in der Sozialen Arbeit“ und beschäftige mich daher sehr intensiv mit feministischer Wissenschaftskritik
- seit Januar 2021 bei der Grünen Jugend und B90/Die Grünen KV Wolfenbüttel, davon 1,5 Jahre im Kreisvorstand, seit einem Jahr Sprecherin der GJ Wolfenbüttel
- seit Mai 2022 Mitglied bei ver.di
- Alter:
- 21
- Geschlecht:
- weiblich