Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung |
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Tagesordnungspunkt: | 7.1. Delegierte*r Diversitätsrat der GRÜNEN |
Antragsteller*in: | Phi Hirte (GJ Lüneburg) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 25.04.2023, 18:00 |
B1: Phi Hirte
Selbstvorstellung
Hey ihr,
mit der offiziellen Verankerung des Diversitätsrats in der Landessatzung wurde die Möglichkeit geschaffen, um bei den Grünen die innerparteilichen Strukturen aus Diversitätsperspektive zu hinterfragen.
Mag nicht spannend klingen und doch ist es essenziell, denn auch bei den Grünen ist es Glückssache, ob eine marginalisierte Person zum richtigen Zeitpunkt eine Quote erfüllt, um ein gutes öffentliches Bild zu schaffen und deswegen gefördert wird, oder ob weiterhin die mittelalten weißen cis Personen in die wichtigen Ämter gehievt werden, nachdem sie ihre Standard Parteikarriere durchlaufen sind.
Viele marginalisierte Personen haben nicht die Kraft, nicht die Vernetzung, nicht die Förderung und zu viele andere Probleme, um diesen Weg zu gehen, dennoch brauchen alle Gremien Diversität und deswegen braucht es:
Angepasste Strukturen
Frauen-, statt FINTA*quote, kaum spezifisches Empowerment und Regionalproporz statt Diversität, die Grünen Strukturen bedürfen einer Erneuerung. Und dabei beginnt es bereits beim Diversitätsrat selbst: statt marginalisierten Gruppen den Raum zu geben, sollen alle Parteigremien abgebildet werden: vom EU-Parlament bis zu den Finanzbeauftragten. Wenn dieselben ohnehin schon einflussreichen Personen entscheiden, wie soll sich dann etwas verändern, damit marginalisierte Gruppen besser abgebildet werden?
Gerade erst wurde der Beschluss für ein Awarenessteam auf den Landesdelegiertenkonferenzen durchgebracht – doch nicht auf Grundlage von Vorschlägen der etablierten Strukturen. Und nun sollen eben jene, die nicht einmal auf die Idee kamen, für eine gute Umsetzung sorgen?
Bei der Analyse des Problems hilft weder eine Umfrage der Bundesebene der Grünen, die zum Ergebnis kommen soll, dass wir schon sooo divers sind, noch ein Workshop eines Kreisverbandes, wo sich dieselben privilegierten Personen wie immer zusammensetzen und Gedanken darüber machen, ob sie marginalisierten Gruppen auch etwas Platz geben wollen.
Eine Bildungsgrundlage
Im Kreisvorstand habe ich bemerkt, wie wenig Wissen besteht, wie den Funktionär*innen nicht bewusst ist, welche Barrieren in dieser Partei für trans* Menschen, für Menschen mit Behinderungen, für Menschen, die wenig finanzielle Mittel haben oder in Armut aufgewachsen sind und viele weitere marginalisierte Gruppen bestehen. Es wird nicht verstanden, weshalb sich die Strukturen anpassen müssen, weshalb es wichtig ist, alle diese Stimmen in der Partei zu hören.
Bei der Grünen Jugend wird jeder Person die Möglichkeit gegeben, an vielfältigen Bildungsangeboten teilzunehmen: auf Ortsebene, auf Landes- und Bundeseben wurden die notwendigen Strukturen geschaffen, werden zunehmend professionalisiert und aktiv durch die Vorstände vorangetrieben.
Bei den Grünen ist es Zufall, ob die entsprechenden Orts- und Kreisverbände die Ressourcen haben, um solche Angebote zu machen. Ob diese Interesse daran haben, sich über marginalisierte Gruppen zu informieren und als nicht-betroffene Personen diese zu unterstützen. Und selbst wenn betroffene Personen selbst versuchen, sich einzusetzen, wird häufig nicht die Notwendigkeit gesehen und es besteht kein Interesse, diese zu unterstützen.
Wieso sollten Betroffene alleine alle Barrieren überwinden müssen, während nicht-Betroffenen es so viel einfacher gemacht wird? Die Grünen brauchen grundlegende Bildungsarbeit: damit sie die Notwendigkeit des Empowerments sehen, damit sie endlich verstehen, warum es respektlos ist, für Personen die falschen Pronomen zu verwenden, damit sie nicht mehr auf die Idee kommen, eine Veranstaltung zu planen, ohne über Barrierefreiheit nachzudenken!
Selbstrepräsentation
Als Mensch mit einer unsichtbaren Behinderung stoße ich oft in der Partei auf unüberwindbare Barrieren. Der normale Parteibetrieb ist nicht auf Menschen mit Behinderungen ausgelegt und weder durch Empowerment, noch durch eine Quote wird versucht, dieses Defizit in den Strukturen auszugleichen.
Gerade Menschen, die mehrfach marginalisiert sind, werden in der Partei häufig derselben Diskriminierung ausgesetzt, wie im Alltag und statt einen safespace zu kreieren werden ihre Stimmen überhört. Politische Entscheidungen werden von nicht-betroffenen Personen getroffen oder die Forderungen der marginalisierten Gruppen aus politischem Kalkül hinausgezögert, auf ein Minimum reduziert oder fallen gelassen (vgl. Bürgergeld, Selbstbestimmungsgesetz).
Daher ist es wichtig, dass keine Entscheidung über eine marginalisierte Gruppe ohne diese getroffen wird und es darf es nicht sein, dass marginalisierte Gruppen alleine mit ihren Forderungen dastehen und auch noch Widerstände in der eigenen Partei überwinden müssen.
Auch dieses Gremium ist nicht dafür ausgelegt, die genannten Defizite auszugleichen. Ich möchte das verändern und mich dafür dort einbringen.
Deswegen wünsche ich mir, als delegierte Person der GJN im Diversitätsrat an den dringend notwendigen Veränderungen mitwirken zu können und brauche dafür eure Unterstützung
Phi
Politisches
Seit 2022 im Vorstand der GJ Lüneburg und Kreisvorstand B90/G Lüneburg, von der GJ für die BAG-Bildung delegiert
2021-2022: u.a. Bildungsteam GJN, Koordination Fachforum Bildung, vor Ort in den entsprechenden Wahlkampfkoordinationsteams 2021 und 2022
Seit 2020 Mitglied bei B90/G und der GJ in Lüneburg
Berufliches
Duales Studium Soziale Arbeit im Jugendamt, Mitglied bei ver.di
Geschäftsführung der Grünen Kreistagsfraktion Lüneburg
- Alter:
- 21
- Geschlecht:
- nicht-binär